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Thüringer Gymnasien schwächeln im IQB-Bildungstrend – Was nun? Schulnetzmaßnahmen und weitere Maßnahmen der Sprachbildung sind erforderlich!

Mittwoch, 22. Oktober 2025, 07:48 Uhr
Der Thüringer Philologenverband stellt mit Sorge fest, dass die Leistungen in den MINT-Fächern – auch die der Gymnasiasten in Thüringen – weiter gesunken sind. Der IQB-Bildungstrend weist zwar aus, dass die Leistungen der Schülerinnen und Schüler über dem Bundesdurchschnitt liegen (in den Naturwissenschaften signifikant; in Mathematik leicht), jedoch ist der Rückgang im Vergleich zur letzten Studie auch hier sichtbar.

Was ist zu tun?

Aus Sicht des TPhV müssen die Anstrengungen der Politik vor allem drei Maßnahmen gelten:

1. Schulnetzmaßnahmen zur Verringerung des Unterrichtsausfalls

2. Sprachkonzept für Bildungseinrichtungen und Sprachförderung für
Kinder und Jugendliche als durchgängiges Prinzip von Anfang an

3. Erhalt und Erhöhung der Qualität der Lehrerausbildung und
Lehrerfortbildung für die jeweiligen Schularten

Schulnetzmaßnahmen zur Verringerung des Unterrichtsausfalls

Der Unterrichtsausfall – auch nach der Pandemie – hat zu deutlichen Wissenslücken vieler Schülerinnen und Schüler in vielen Fächern geführt. Der MINT-Bereich ist davon besonders betroffen.

In Thüringen gibt es kleine Schulen in allen Schularten. Diese sind bekanntermaßen „Personalfresser“. Die Folgen dieser seit Jahren unterbliebenen Schulnetzmaßnahmen sind eine Verstärkung der Folgen des Lehrermangels in den Schularten: massive Abordnungen von Lehrkräften, weitere Unterrichtskürzungen und Unterrichtsausfall. Dies muss ein Ende haben.

Bereits im August forderte der TPhV, die Abordnungen der Gymnasiallehrkräfte in Thüringen auf ein Mindestmaß zu begrenzen, um
weitere Unterrichtskürzungen und Ausfälle in der Sekundarstufe I der
Gymnasien zu vermeiden.
Nur so lässt sich sicherstellen, dass auch perspektivisch die Schülerinnen und Schüler, ohne dass ihnen die fachlichen Grundlagen aus der Mittelstufe fehlen, die Anforderungen der Gymnasialen Oberstufe bewältigen können.

Sprachkonzept für Bildungseinrichtungen und Sprachförderung für Kinder und Jugendliche als durchgängiges Prinzip von Anfang an

Es gibt einen wachsenden Anteil an Schülern, bei denen zu Hause nie oder nur manchmal Deutsch gesprochen wird. Auch in Thüringen hat sich ihr Anteil seit der letzten IQB-Studie verdoppelt. Außerdem gibt es eine zunehmende Zahl an Elternhäusern, in denen sprachlich wenig mit den Kindern interagiert wird. Auch dies hat zu einer Abnahme der Leistungen in den untersuchten Fächern geführt, da Defizite in der Bildungssprache Problemlagen bei der Lösung von Aufgaben erzeugen.

Deshalb wird vom TPhV ein durchgängiges verbindliches Konzept zur Sprachbildung für Kindergärten und Schulen gefordert. Der TPhV fordert neben der Sprachtestung und -förderung in Kindergärten die Einrichtung eines verpflichtenden Vorschuljahres, die Erhöhung der Zeit für den Deutschunterricht (Übungs- und Lesezeiten), die verstärkte Vermittlung von Rechtschreibkompetenzen sowie ein fächerübergreifendes Konzept zum Erwerb bildungssprachlicher Kompetenzen in der Schule.

Erhalt und Erhöhung der Qualität der Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung für die jeweiligen Schularten

Der Lehrermangel hat ebenfalls seinen Anteil an den gesunkenen Leistungen der Schülerinnen und Schüler in der IQB-Studie. Die Ursachen für den Mangel sind vielfältig. Es werden zahlreiche Versuchte unternommen, schnell Lehrkräfte für die Schulen zu gewinnen – auch durch weitere Verkürzung der Ausbildungszeit.

Die Reformen der Lehrerausbildung dürfen nach Ansicht des TPhV weder zu einer weiteren Verkürzung der Ausbildung führen noch zu einer Schleifung der schulartspezifischen Ausbildung, da nur so gewährleistet werden kann, dass ein qualitativ hochwertiger Unterricht und eine optimale Förderung der Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Schularten erfolgen können. Die Bildungssprache Deutsch muss dabei ein fester Bestandteil der Lehrerausbildung sein.

Auch die Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte (fachbezogen, methodisch-didaktisch, pädagogisch und im Hinblick auf neue Herausforderungen im Bildungsbereich, wie z. B. Digitalisierung und Sprachförderung, …) muss selbstverständlich und jeder Lehrkraft möglich sein, um die Qualität des Unterrichts und der pädagogischen Arbeit des Lehrpersonals zu erhalten.

Zudem sind aus Sicht des TPhV Maßnahmen erforderlich, um den Lehrerberuf wieder attraktiver zu machen.




Heike Schimke ist für Stellungnahmen unter der Telefonnummer
01573 – 28 77 507 zu erreichen.

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