OECD-Studie zeigt besonders hohe Arbeitszeitbelastung für deutsche Oberstufen-Lehrkräfte im internationalen Vergleich / DPhV mahnt Maßnahmen zur Entlastung an
Dienstag, 10. September 2024, 13:52 Uhr
Angesichts der heute veröffentlichten OECD-Studie Bildung auf einen Blick 2024 verweist der Deutsche Philologenverband (DPhV) auf die hohen Belastungen deutscher (Oberstufen-)Lehrkräfte und fordert endlich spürbare Entlastungen.
Laut OECD-Studie (S. 413) haben diese Lehrkräfte in Deutschland im internationalen Ranking das dritthöchste Arbeitspensum zu absolvieren (hinter Chile und der Schweiz). Damit liegen sie weit über dem OECD-Schnitt.
DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: Es wird in der öffentlichen Diskussion in Deutschland immer wieder übersehen, welch gewaltigen Einsatz deutsche Lehrkräfte täglich erbringen, eben auch weil sie so viel Zeit für außerunterrichtliche Tätigkeiten aufwenden müssen. Das fällt im internationalen Vergleich besonders auf. Es ist im Übrigen schade, dass die OECD diesen Teil ihrer Daten nicht prominenter kommuniziert. Von einer angemessenen Balance zwischen Arbeits- und Privatleben kann bei deutschen Lehrkräften jedenfalls nicht die Rede sein!
Auch die Gehälter der deutschen Lehrkräfte sind im internationalen Vergleich inflationsbereinigt zwischen 2015 und 2023 nur um 1 Prozent gestiegen. Das liegt unter dem OECD-Durchschnitt von 4 Prozent und hinter Ländern wie Australien, Österreich oder Südkorea. Schon die diesbezügliche OECD-Studie von 2023 wies auf zu wenig Beförderungsämter für Lehrkräfte hin. Für den Bildungsbereich insgesamt ist in Deutschland zwar eine Steigerung der Ausgaben von 4,2 auf 4,6 Prozentanteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu verzeichnen. Jedoch liegt dieser Anteil nach wie vor unter dem OECD-Durchschnitt von 4,9 Prozent des BIP.
Die Studie lenkt zudem den Blick auf die frühkindliche Bildung, der mehr Aufmerksamkeit und eine vergleichsweise hohe Steigerung der bereitgestellten öffentlichen Mittel in den Jahren von 2015 bis 2021 zuteilwurde. Hier fordert Lin-Klitzing, die vorschulische Bildung konsequent bei den Kultusministerien und nicht wie bisher beim Familienministerium anzusiedeln: Wir brauchen nach Eingangsuntersuchungen der Kinder im Alter von 4 ½ Jahren in jedem Bundesland eine diagnoseindizierte vorschulische verbindliche (Sprach-)Förderung, damit die Kompensation von Benachteiligungen, z.B. im Spracherwerb der Kinder, nicht erst und zu spät mit der Schule beginnen kann.